Das verschwundene Schloss in Schönberg

Dort wo heute die Evangelische Grundschule von Schönberg steht, wird das einstige Schönberger Schloss, der Sitz der Ratzeburger Bischöfe, vermutet. Die Schlossanlage lag in einer eher sumpfigen Niederung an der Maurine und war von dieser fast ganz umschlossen.
Eine Karte des Artilleriemeisters Hans Frese (1527-1608) aus dem 16. Jahrhundert zeigt die einzelnen Ortschaften sowie ihre markanten Anlagen und Einrichtungen. Für Schönberg ist auffällig, dass die Kirche noch nicht ihren heute als so charakteristisch empfundenen Turm hat, sondern noch eine für die Bauzeit um 1300 übliche sogenannte Bischofsmütze.
Die Zeichnung der Bauten, die auf der Karte zu erkennen sind, stimmen fast genau mit einem überlieferten Inventar überein, das sich im Archiv des Museums befindet. Es ist einhundert Jahre später als die Karte von Hans Frese auf 1693 zu datieren. Auf 160 Seiten beschreibt der Protokollant das Aussehen, die Qualität und den Inhalt der Gebäude. Mit dieser Inventur des damals fürstlichen Hauses wird deutlich, welche Position Schönberg unter den Fürstensitzen Norddeutschlands inne hatte.

schloss Schönberg / Foto Volkskundemuseum Schönberg
Schloss Schönberg / Foto Volkskundemuseum Schönberg

Neben einem Wagenschauer, Ställen und anderen kleinen Gebäuden erwartete die Besucher des Bischofs der Anblick von zwei Gefangenentürmen und der Blick auf das zweistöckig ausgeführte Amtshaus, das in seiner ganzen Breite beträchtlich gewesen sein muss. Rechts daran schloss in Richtung Maurine ein dreigeschossig ausgeführter Prunkbau von vier aneinanderschließenden Gebäuden, die einen quadratischen Innenhof bildeten, das Bild vollständig ab. Alle diese Gebäude bestanden um 1400 in der hier beschriebenen Form und wurden in den darauffolgenden Jahren ergänzt, neugebaut oder beim Verlust der Nutzung abgerissen. Zumindest die Rückseite des Amtshauses ist auf der Zeichnung des Eutiner Malers Tischbein zu erkennen, es ist der Gebäudekörper rechts im Bild. Vom Schloss selbst sind auf der Zeichnung nur noch die beiden in Südwestrichtung liegenden Gebäudekörper erhalten. Diese decken sich aber mit der Beschreibung in dem erwähnten Inventar.

Die Schlossanlage bestand aus dem Hauptgebäude, der Hofmeisterei, der Forstmeisterei und einem nicht weiter definierten Gebäude. Im vierseitigen Innenhof des Schlosses werden zwei Zugänge zu Wendeltreppen beschrieben, die auf die einzelnen Etagen des Schlosses führten. An den Innenseiten des Hofes lagen die Verbindungsgänge, die die einzelne Räume und Flure arkadenförmig umspannten und so eine direkte Verbindung zu den zu unterschiedlichen Zeiten ausgeführten Gebäuden ermöglichten.

Einen Umbau im Stil der Renaissance hat das Schloss sicher 1569 unter Herzog Christoph von Mecklenburg erfahren, vielleicht vollendete dieser auch erst die vierseitig geschlossene Anlage. Zahlreiche Herzöge und Witwen fanden in diesem Schloss Unterkunft, die Herzöge gingen vor allem im Sommer hier zur Jagd, die Witwen erhielten Gebäude und Einkünfte aus der Landwirtschaft als Unterhalt und lebten somit fern ab von den regierenden Söhnen.

1834 sind die letzten Reste des Schlosses beseitigt worden. Hatten zuvor die Bischöfe von Ratzeburg über 300 Jahre an dieser imposanten Anlage gebaut, so begann man nach 1800 mit dem Abriss der Gebäude. Erst mit der Verlegung der Verwaltung von Ratzeburg nach Schönberg benötigte man wieder Platz für Angestellte, Verwalter und hohe Beamte, nicht aber für Herzöge und deren Gäste. Auch das nach 1830 auf dem Platz des Schlosses errichtete Drostenhaus wurde 1937 bereits wieder abgerissen und wich einem neuen Verwaltungsbau, dem Landratsamt für den Kreis Schönberg. In diesem befindet sich heute die Evangelische Inklusive Grundschule an der Maurine.

Olaf Both, Leiter Volkskundemuseum Schönberg


Informationen

Im Volkskundemuseum erhalten Sie weitere Informationen zum Thema Ratzeburger Land.

www.museumschoenberg.de

 

Öffnungszeiten

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Samstag: 13:00 – 17:00 Uhr

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Volkskundemuseum Schönberg
Am Markt 1
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