Schlagsdorf
In Schlagsdorf bilden Geschichte und Gegenwart eine lebendige Mischung. 1154 findet sich die urkundliche Ersterwähnung als „villa Zlavti“. Um 1300 erwarb das Ratzeburger Domkapitel das gesamte Dorf. Damit gehörte Schlagsdorf zum Fürstentum Ratzeburg und später zu Mecklenburg. Bis 1939 blieb das Dorf zweigeteilt, in das Bauerndorf und die Domäne. Die Zahl der Einwohner verdoppelte sich 1945 durch Flüchtlinge und die Domäne wurde in Siedlerstellen aufgeteilt. 1960 mussten alle Bauern in die LPG - bis 1990 der größte Betrieb im Dorf. Daneben entwickelten sich Handwerksbetriebe, ein Holzwerk, Dorfläden, Ambulatorium und Kulturhaus. Von 1952 bis 1989 lag das Dorf im DDR-Grenzsperrgebiet. Daran erinnert das GRENZHUS Schlagsdorf. Mit dem Ende der DDR begann sich das Dorf stark zu verändern, Betriebe schlossen. Doch als Wohnort mit Schule und Arztpraxis erfreut sich Schlagsdorf wachsender Beliebtheit.
Die Schule
Die Anfänge der dörflichen Schulgeschichte liegen in der evangelischen Küsterschule. Damals wurden die Kinder jahrgangsübergreifend in einem Raum unterrichtet. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Schülerzahl explodierte, suchte man neue Schulräume. Die älteren Kinder unterrichtete man im ehemaligen Wohnhaus des Domänenpächters, dem heutigen Grenzhus. Auch andere Gebäude wurden für schulische Zwecke genutzt. 1973 endeten die Provisorien mit der Einweihung des Schulneubaus, eines mehrflügeligen Plattenbaus. Die Polytechnische Oberschule (POS) erhielt 1975 den Namen Hans Beimler, ein 1936 im spanischen Bürgerkrieg gefallener Kommunist. Nach dem Ende der DDR wurde das bundesdeutsche Schulsystem eingeführt. Trotz zunächst sinkender Schülerzahlen konnte der Schulstandort gesichert werden. Das Gebäude wurde saniert. Seit 2009 lernen Kinder und Jugendliche in der Regionalen Schule mit Grundschule. Im Jahr 2022 unterrichten 18 Lehrer ca. 270 Schüler.
Die Plattenbauten
Am südlichen Ortsausgang stehen vier Neubauten, wie sie aus den Plattenbausiedlungen der DDR-Großstädte bekannt sind. Um der Wohnungsnot zu begegnen und die Lebensverhältnisse auf dem Dorf der Stadt anzugleichen, entstanden in Schlagsdorf diese Neubauten. 1964 konnte die Gemeinde den ersten dreigeschossigen Block parallel zur Hauptstraße einweihen. Der zweite Block folgte 1978/79 und wurde aus standardisierten Betonplatten errichtet. Der dritte Block parallel zur Hauptstraße folgte Anfang der 1980er Jahre. Hier sollten vor allem Beschäftigte der Milchviehanlage in Groß Molzahn Unterkunft finden. Der vierte, zweigeschossige Block quer zur Hauptstraße war 1988 fertig. Hier wohnten Berufsoffiziere der Grenztruppen mit ihren Familien. Heute sind alle Blöcke von außen saniert, mit Zentralheizung ausgestattet und bieten unverändert preisgünstigen und praktischen Wohnraum.
Die Natur
Schlagsdorf liegt nur wenige hundert Meter vom Mechower See entfernt. Am Westufer des Sees verlief bis 1990 die innerdeutsche Grenze. Seit 1990 gehört das Dorf zum Biosphärenreservat Schaalsee. Der See steht unter Naturschutz und ist Rastplatz für Zugvögel. In die Ufervegetation greift der Mensch nicht mehr ein. Ein Wanderweg um den See erschließt die Landschaft. Sehenswert ist auch das Reimers Moor nördlich von Schlagsdorf mit extensiver Viehhaltung. Im Nordwesten liegt ein herrlicher Rastplatz mit Aussicht auf das Dorf. Die Umgebung kann gut mit dem Fahrrad erkundet werden, wobei sich in Schlagsdorf zwei Fernradwege kreuzen, der Hamburg-Rügen-Radweg und der Iron Curtain Trail. Die Ranger des Biosphärenreservates unterhalten eine Außenstelle in Schlagsdorf und bieten Exkursionen und Beratung.